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Eine Filmkritik von Silvy Pommerenke
Vom Verlust der Zukunft
Was wir unseren Kindern und Enkelkindern zumuten, ist fast unerträglich. In ihrem Dokudrama hat die britische Dokumentarfilmerin Franny Armstrong eine Zukunftsvision konstruiert, wonach die Menschheit im Jahr 2055 an ihrem Machtstreben zugrunde gegangen ist. Klimakatastrophe, Kriege um Öl und das Schmelzen von Gletschern sind nur einige der Horrorszenarien, die die Britin darin thematisiert.
Während die Welt in Trümmern liegt, stellt sich ein Überlebender (Pete Postlethwaite) die besorgte Frage: „Why didn’t we stop climate change when we had the chance?“. In einem riesigen Archiv in der geschmolzenen Arktis, ähnlich einem Bohrturm, in dem das Welterbe aus Museen, Bibliotheken und Datenbanken lagert, rekonstruiert er rückblickend aus dem Jahr 2055, was in der Vergangenheit die Ursachen für das menschliche Scheitern waren. Vis–à–vis mit dem Zuschauer klickt er sich auf seinem Touchscreen durch unzählige Nachrichtenmeldungen und Dokumentationen, die eine erschütternde Bilanz ergeben: Ignoranz und Machtstreben waren die Auslöser für die Katastrophe …
Was mit Nachhaltigkeit, Ökologie und Zukunftsvisionen hätte geschafft werden können, war uns Menschen wohl nicht vergönnt. Dabei gab es sie doch, die Gutmenschen, wie den hochbetagten Bergführer Fernand Pareau aus den französischen Alpen. Der unerschütterlich darauf hinwies, dass die Gletscher schmelzen, woran die globale Erwärmung Schuld sei. Der sich unbeirrbar für nachhaltigen Tourismus einsetzte und in Fahrraddemos gegen den Ausbau von Autobahnen und Tunnel protestierte. Oder den amerikanischen Paläontologen Alvin DuVernay, der für den Ölkonzern Shell tätig war. Er verlor sein gesamtes Hab und Gut im Wirbelsturm Katrina, rettete aber damals unzähligen Menschen selbstlos das Leben. Tränen stehen ihm in den Augen, wenn er an das wenige Wochen alte Baby denkt, dass dank seines Einsatzes überlebte. Die 23-jährige Medizinstudentin aus Nigeria, Layefa Malemi, hat mit ganz anderen Sorgen zu kämpfen. Lebt sie doch in einer Region, die durch Umweltverschmutzung (unter anderem bedingt durch den Ölkonzern Shell) derart zerstört ist, dass die Sterblichkeitsrate extrem hoch ist und die Armut kaum zum Aushalten. Das, was Alvin verloren hat, wird Layefa niemals besitzen, auch wenn sie von Amerika träumt. Ganz andere Träume haben die irakischen Flüchtlingskinder Jamila und Adnan Bayyoud, die in Jordanien gebrauchte Turnschuhe von Amerikanern verkaufen, die täuschend echt Krieg spielen und doch nur eins wollen: Die Zusammenführung mit ihrem Bruder, der bei einem amerikanischen Missile-Angriff schwerste Verbrennungen davon trug und vergeblich versucht, vom Irak nach Jordanien einzureisen. Aber es gab auch diejenigen, die aus Profitgier mit zu der Klimakatastrophe beitrugen, wie den indischen Geschäftsmann Jeh Wadia, der 2004 die Billigfluglinie „GoAir“ gründete.
Während die Perspektive des Jahres 2055 Fiktion ist und auch mit gewollt unrealistischen Bildern arbeitet, so sind alle Geschichten und Szenarien dieses Dokudramas Realität. Wie ein unsichtbarer roter Faden sind die einzelnen Leben und Schicksale miteinander verbunden. Sei es, dass die irakischen Kinder amerikanische Schuhe verkaufen, auch wenn sie durch amerikanische Soldaten ihre Heimat und ihren Vater verloren haben, oder dass der Ölkonzern Shell in Alvin DuVernays und Layefa Malemis Leben eine entscheidende Rolle spielt, so versteht es Franny Armstrong geschickt, diese Verbindungen nicht direkt anzusprechen und dennoch sichtbar zu machen. Es obliegt dem Zuschauer, seine Rückschlüsse zu ziehen. Auch, was das eigene Umweltbewusstsein und Konsumentenverhalten betrifft. Somit sitzt das schlechte Gewissen mit im Zuschauerraum und hilft vielleicht, diese Zukunftsvision nicht Wirklichkeit werden zu lassen. Gerade dadurch, dass Armstrong The Age of Stupid nicht als reinen Dokumentarfilm sondern als Dokudrama gestaltet hat, rüttelt sie das Publikum verstärkt wach und trifft so manch wunden Punkt. Selbstredend hat sie während der Produktion Buch über den CO2-Verbrauch geführt und ihn auf ein Minimum reduziert. Auch die Finanzierung ihres Projektes hat sie nicht über Banken bewerkstelligt sondern durch das sogenannte crowd-funding, einer Mittelbeschaffung aus der Bevölkerung. Dass es also auch anders gehen kann, hat die Britin mit ihrer Arbeit bewiesen. Nun ist es an uns, ihrem Beispiel zu folgen.
Was wir unseren Kindern und Enkelkindern zumuten, ist fast unerträglich. In ihrem Dokudrama hat die britische Dokumentarfilmerin Franny Armstrong eine Zukunftsvision konstruiert, wonach die Menschheit im Jahr 2055 an ihrem Machtstreben zugrunde gegangen ist. Klimakatastrophe, Kriege um Öl und das Schmelzen von Gletschern sind nur einige der Horrorszenarien, die die Britin darin thematisiert.
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Weitere Filme mit
Pete Postlethwaite
- Dark Water (2005)
- Brassed Off (1996)
- Solomon Kane (2009)
- Killing Bono (2011)
Meinungen
Raphael · 25.11.2010
Habden Film leider noch nicht gesehen, und och weiß ich dass dieser Film endlich mal ein paar aufwecken wird.
Warum hinterblicken wir alles nur so spät?
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Jörg · 04.06.2010
Nachdem ich diesen Film gesehen habe, habe ich noch am selben Abend meinen Stromanbieter gekündigt und bin auf 100% Ökostrom umgestiegen. Wir müssen was machen, jeder kann beitragen, jeder kann mit einfachen Mitteln Treibhausgase reduzieren und zum Klimaschutz beitragen. Wir haben nur noch 4,5 Jahre, um das Schlimmste zu verhindern - keine Zeit, um weiter zu verdrängen oder der Bequemlichkeit den Vorrang zu überlassen. Schaut Euch den Film an, dann wisst Ihr ganz genau warum.
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annika · 03.06.2010
kann mich dem nur anschließen: film gucken gehen, damit ihn auch noch andere zu sehen bekommen!
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daniel · 02.06.2010
ich kann allen diesen inspirierenden film ans herz legen! vor allem sollte man sich den film an diesem wochenende anzusehen damit er noch länger läuft!
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daniel · 02.06.2010
die dokumentierten geschichten zeigen die zahlreichen facetten der portraitierten, mit ihren wünschen, hoffnungen und fehlern. der film ist durchgängig unterhaltsam (nicht langweilig, jedoch auch kein weichwasch-entertainment), sogar humorvoll, informativ, und auch ergreifend. der film rüttelt auf - man verlässt das kino mit der motivation etwas zu tun, und kann dies auch: bei der von den machern initiierten 10:10 kampagne kann sich jeder dazu bekennen, die eigenen emissionen in einem jahr um 10% zu senken. auch die britische regierung hat sich zu solch einer einsparung verpflichtet. inspirierend, was diese beiden damen geschafft haben, vielleicht wird auch frau merkel hellhörig!
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one · 16.03.2009
genau so ist es !!!!!!!!!!
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